Altersdepression – Wenn die Lust am Leben verloren geht
Eine Depression im Alter bleibt oft unerkannt. Dabei tritt sie nicht weniger häufig als in jüngeren Jahrenauf. Neben dementiellen Erkrankungen sind sie sogar die zweithäufigsten psychischen Krankheiten in späteren Lebensphasen. Dennoch werden die Symptome oft nicht ernst genommen oder mit vorliegenden körperlichen Beschwerden in Verbindung gebracht.
Dass eine Depression im Alter erkannt und richtig behandelt wird, sind wichtige Voraussetzungen dafür, eine hohe Lebensqualität in den späteren Jahren erhalten zu können.
Eine spezielle Altersdepression gibt es so nicht. Depressive Verstimmungen und Depressionen kommen in jedem Lebensalter vor. Eine Depression ab der Rente kann zwar andere Ursachen haben und sich auch hinsichtlich der Symptomatik von einer Depression im jungen Erwachsenenalter unterscheiden, hat aber letztendlich mehr Gemeinsamkeiten mit dieser als Unterschiede. Deshalb wird der Begriff Altersdepression langsam abgelöst.
Besondere Symptome bei der Depression im Alter
Bei Depressionserkrankungen unterscheidet man zwischen schweren, leichten und subklinischen Depressionen, bei denen nicht alle Symptome vorliegen. Alle Varianten beeinträchtigen die Lebensqualität und nicht selten auch die Gesundheit. Die letzteren beiden Depressionsarten treten ab der Pensionierung sogar öfter auf als bei jüngeren Menschen.
Einen ersten Hinweis dafür, ob Sie selbst oder eine nahestehende Person betroffen oder gefährdet sein könnten, finden Sie mit einem kurzen Selbsttest heraus: Dazu sollten Sie prüfen, ob und inwieweit Ihnen die nachstehenden Symptome bekannt sind.
Depression: Symptome erkennen
- gedrückte Stimmung, Traurigkeit, Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit
- Tagesmüdigkeit, schnelles Ermüden
- Antriebs- und Motivationslosigkeit
- Konzentrations- und Gedächtnisschwäche
- „grüblerisches“ Denken, Gedanken „drehen sich im Kreis“
- erhöhte Sensibilität, niedriges Selbstwertgefühl, Schuldgefühle
- Interesse an Hobbies, Freunden und Bekannten geht verloren
Symptome, die vermehrt im Alter auftreten können:
- psychosomatische Komplikationen: Wahrnehmung einer Verschlechterung körperlicher Leiden (Rückenschmerzen, Ohrgeräusche, etc.)
- Schlafstörungen: Durch- und Einschlafprobleme, frühes Erwachen
- Appetitlosigkeit
- Atemprobleme, Brustenge
- Einige Symptome ähneln einer beginnenden Alzheimer Demenz: Viele depressive ältere Menschen leiden daher zusätzlich unter der Angst, an einer Demenz erkrankt zu sein.
Was sind die Ursachen für eine Depression in der Rente?
Eine Depression nach der Pensionierung kann durch zahlreiche Faktoren ausgelöst oder begünstigt werden. Depressive Verstimmungen entwickeln sich selten aus nur einer einzigen Ursache heraus. Stattdessen treten mehrere Risikofaktoren und Auslöser in Kombination auf:
- Genetische Veranlagung, die neurobiologische Störungen auslösen oder fördern
- Psychosoziale Faktoren
- Pensionierung, Ende der Berufstätigkeit als „Verlust“, Gefühl des „nicht-Gebrauchtwerdens“
- Tod des Partners, Verlust naher Angehöriger
- räumliche Trennung von der Familie, Einsamkeit
- verminderte soziale Kontakte (durch Immobilität, Erkrankungen)
- finanzielle Probleme im Rentenalter
- Verminderung der Selbständigkeit
- Altersbedingte biologische Veränderungen
- Schlafstörungen
- Medikamenteneinnahme, Medikamentenmissbrauch (vor allem Schlaf-, Beruhigungs- und Schmerzmittel)
- chronische Schmerzzustände
- Multimorbidität: Vorliegen mehrerer Krankheiten
Diagnose Depression: Was man nun tun kann
Ist das Vorliegen einer Depression ab der Rente durch das Vorhandensein mehrerer Depressionssymptome wahrscheinlich, sollte dieser Vermutung unbedingt nachgegangen werden. Unbehandelte Depressionen im Alter führen nicht selten bis zum Suizid der Erkrankten. Das Suizidrisiko steigt in späten Lebensphasen drastisch an.
Schritte, die Angehörige, Erkrankte und Ärzte nun unternehmen können:
- Probleme ernst nehmen und gemeinsam angemessene Bewältigungsstrategien entwickeln
- Ermutigung zur psychotherapeutischen Behandlung
- Begleitung zu Ärzten und Psychotherapeuten
- Suizidgedanken offen ansprechen
- Selbstwertgefühl stärken: Hobbies, Interessen, regelmäßige Sozialkontakte aufbauen
- Sport- oder Bewegungstherapie, Ergotherapie, Erlernen von Entspannungstechniken
- psychotherapeutische Maßnahmen, kognitive Verhaltenstherapie
- Gabe von stimmungsaufhellenden, angstlösenden Medikamenten (Antidepressiva, homöopathische Mittel: Johanniskraut)
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